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Arthur & Claire +

Interview mit Hardy Krüger jr.

Er will sich umbringen. Sie sich auch. Am Ende leben beide weiter. Gemeinsam.

Arthur & Claire beruht auf dem Theaterstück von Stefan Vögel. In der Tour-Version des Bayerischen Hofes München übernimmt Hardy Krüger jr. die Rolle des Arthurs und Eva-Maria Grein von Friedl die Rolle der Claire. Die Kulisse ist reduziert – einzig zwei Hotelzimmer werden durch verschiedene Wände dargestellt. Während bei anderen Theaterstücken viel mit der Kulisse gearbeitet wird, hat dieses Zwei-Personen (+ 1)-Stück das nicht nötig, denn es lebt von der Dynamik zwischen den zwei Hauptdarstellern.

Zu Beginn des Stückes sitzt Arthur an einem Schreibtisch und schreibt einen Brief, genauer gesagt, seinen Abschiedsbrief. Währenddessen wird er durch Musik aus dem Nebenzimmer gestört. Blickwechsel: Im Nebenzimmer sitzt Claire, die sich ebenfalls das Leben neben möchte. Entrüstet über die Störung klopft Arthur an Claire’s Tür und damit beginnt ein Spiel zwischen den beiden lebensmüden Charakteren. Ein Spiel zwischen Vorwürfen, Erklärungen, Fragen und Selbsterkenntnis. Und das Fazit, dass selbst der Tod nicht mehr ganz so schlimm ist, wenn da jemand ist, der einem zur Seite steht.

Der Stoff des Stückes ist leicht zugänglich. Das Schauspiel zwischen Krüger und Grein von Friedl ist es, dass dieses Stück sehenswert macht. Die Gespräche, mal leicht, mal tiefsinnig, die sich die Hauptdarsteller zu werfen, zeichnen das Stück aus. Sie: auf einmal voller Hoffnung, optimistisch und manchmal mit einer nahe kindlichen Aufregung, die ansteckend wirkt. Er: barsch, entschlossen und dann auch wieder sehr verletzlich. Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik sind es die kleinen Sprüche, die sich die beiden zuwerfen, die ein Lachen entlocken. „Was machst du Morgen an deinem letzten Tag?“ „Ich will früh schlafen gehen, damit ich fit bin“. Nicht selten sind Lacher im Publikum zu hören. Sind es doch genau diese kleinen Momente, die auch einer ausweglosen Situation eine gewisse Leichtigkeit geben. Vom Ende des Stückes war ich erst enttäuscht, nur um dann aber festzustellen, dass dies auch noch gar nicht das Ende war. In der letzten Szene lernt der Zuschauer noch David, Arthurs Sohn (gespielt von Ricardo Angelini), kennen. Eine Szene, die dem Stück unheimlich gut tut, denn genau dieser Ausgang gibt dem Stück die benötigte Tiefe.

Von mir auf jeden Fall die Empfehlung: reingehen!

Interview Hardy Krüger jr.

Das Leben jeden Tag genießen, könnte die Hauptaussage sein, die der sympathische Schauspieler mit auf den Weg gibt, aber lest selbst:

Hallo Hardy! Dein neues Stück befasst sich ja mit dem vermeintlich letzten Tag vor dem Tod. Wie würdest du deinen denn verbringen?

Hardy Krüger jr.: Ich würde ausschlafen und wie Arthur früh ins Bett gehen, um fit für den Tod zu sein (lacht). Nein, im Ernst, eigentlich sollte man jeden Tag so führen, als könnte es der Letzte sein. Das sollte auch das Fazit von jedem sein, der sich auf das Stück einlässt. Man sollte achtsam mit seinem Leben sein, sich Fehler eingestehen und auch verzeihen können.

Darf man in dem Stück auch lachen?

Hardy Krüger jr.: Natürlich! Wer nicht lacht, der lebt nicht. Lachen ist heilend und sehr gesund.

In dem Stück fährt Arthur in die Niederlande, weil dort Euthanasie erlaubt ist. Wie stehst du dazu?

Hardy Krüger jr.: Jeder sollte über den Tod seine eigene Entscheidung treffen können. Ich hatte einen Bekannten, der mit 35 querschnittsgelähmt war und auch ab und zu gehadert hat. Aber diesen ultimativen Schritt zu gehen, kostet schon viel Kraft.

Du bist immer viel unterwegs, gibt es für dich überhaupt einen Heimatsbegriff oder Ort?

Hardy Krüger jr.: Heimat ist dort, wo meine Familie ist. Ich bin aber schon als Vagabund aufgewachsen und immer schon viel umher gereist. Das ist das Leben eines Schauspielers. Ich mag es auch gern unterwegs zu sein und den Gedanken, dass die Menschen abends nach dem Theaterstück mit Bildern im Kopf nach Hause gehen und wenn sie morgens aufwachen, sind wir schon wieder weg.

Wird es mit deinem Blog weitergehen, auch wenn du jüngst ungute Erfahrungen mit Social Media gemacht hast?

Hardy Krüger jr.: Definitiv wird es weitergehen. Aus dem Blog soll ein Online-Magazin werden. Die Sonntagskolumne läuft bombig. Klar, gibt es manche Menschen im Netz, die auf andere losgehen. Aber ich lasse mir den Spaß nicht verderben. Ich habe Dinge zu erzählen und das lasse ich mir nicht nehmen. Aus dem Blog heraus ist mein Buch entstanden.

Wann wird es dein neues Buch denn geben?

Hardy Krüger jr.: Am 12. April kommt es raus und der zweite Teil wird im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen.

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.