Und alle so still – Mareike Fallwickl
Mareike Fallwickl geht in ihrem neuen Roman „Und alle so still“ der Frage nach, was passiert, wenn alle Frauen in den Streik gehen und ihre Arbeit niederlegen.
Wer die Romane von Mareike Fallwickl kennt, weiß, dass sie einen nie zurücklassen, wie man (bzw. Frau) vorher war. Sie atmen einen ein, durchwühlen das tiefste Innere und lassen einen zurück mit einer Menge Fragen – und manchmal auch Wut!
Was mit dem Roman „Die Wut die bleibt“ begann, setzt Fallwickl nun in „Und alle so still“ fort.
Geschichte
Wir begleiten Elin, Nuri und Ruth in ihrem Alltag, der sie auf einmal zusammenführt. Elin, die Influencerin, die ihre Fotos hochlädt und zweifelhafte Sexerfahrungen macht, um zu vergessen, was ihr einmal zugestoßen ist. Nuri, der die Schule abgebrochen hat und sich mit den verschiedensten Jobs versucht, über Wasser zu halten. Und Ruth, die als Pflegerin in einem Krankenhaus arbeitet und längst all ihre Reserven aufgebraucht hat. Alle wissen
(…) Frauen, die in der Welt sind, die einfach existieren, müssen mit Beschimpfungen rechnen.
S. 27
Und das wollen die drei nicht mehr. Genauso wie viele andere Frauen, die beschließen, ihre Arbeit und sich niederzulegen. Auf Straßen.
Es ist ein Aufstand, nicht einmal wörtlich, niemand steht.
S. 98
Doch was passiert, wenn nichts mehr passiert? Wenn all die Frauen, die das System am Leben gehalten haben, nichts mehr machen? Wie reagieren die Männer? Wie ergeht es der Gesellschaft, wenn niemand mehr die Care-Arbeit übernimmt? Niemand Kinder von Schulen abholt, niemand sich kümmert und niemand mehr pflegt? Fallwickl treibt das Gedankenspiel auf die Höhe und legt den Finger dahin, wo es wehtut.
Meine Meinung:
Angepriesen als „ein großer feministischer Gesellschaftsroman“ (Buchdeckel), war klar, dass dieser Roman alles andere als Stille zurücklassen wird. Er macht wütend. Er macht traurig und fassungslos. Und doch ist es nicht neu:
Diese Frauen sind die Knochen nach einem Ermüdungsbruch.
S. 231
Diese Ermüdung ist beim Lesen spürbar, fühlt und kennt man diese Erschöpfung als Frau doch ebenso. Die drei Hauptfiguren Elin, Nuri und Ruth gehen mit der neuen Situation verschieden um, doch alle eint eine Erschöpfung. Am Ende wird der Roman mir etwas zu schnell, zu hart. Die Grundidee fand ich super, aber der Bruch ist hart. Soll er vielleicht auch sein, die Konsequenz muss weh tun, als Leserin war ich damit allerdings etwas überfordert.
Fazit:
Ein Roman, der eine Bandbreit an Emotionen hervorruft. Und eines ist sicher: Still bleibt nach dem Lesen des Romans mit Sicherheit niemand zurück.
- Werbung durch Rezensionsexemplar: Für diesen Blogbeitrag habe ich ein Rezensionsexemplar vom Rowohlt Verlag gestellt bekommen. Meine Meinung ist davon nicht beeinflusst.