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Die wundersame Reise der Bienen – Katja Keweritsch

Eine Reise durch Südfrankreich wird zur Suche nach den eigenen Wünschen in Katja Keweritschs Roman „Die wundersame Reise der Bienen“.

Ich weiß gar nicht mehr, was mich an diesem Roman im ersten Moment mehr begeistert hat, das wunderschöne Cover oder der Klappentext. Auf jeden Fall war für mich sehr schnell klar, dass ich mit den Protagonisten Anna und Harm durch Südfrankreich reisen möchte.

Geschichte

Anna ist mit ihrem Freund Christopher im Urlaub an der Cote d’Azur, als er ihr einen Hochzeitsantrag macht. Was für andere ein Grund zur Freude ist, bringt Anna zum Nachdenken und tritt einiges in ihr los. So aufgewühlt betritt sie am nächsten Tag den Flieger, der sie zurück nach Hamburg bringen soll – und hat dort prompt ihre erste Panikattacke.

Ich fühlte mich – gehäutet. Wie eine geschälte Frucht. Roh. Schutzlos. Nackt. Etwas in mir hatte sich durch die Panikattacke verschoben. Die Welt drehte sich ganz normal weiter, die Menschen strebten und fühlten wie immer. Nur ich gehörte auf einmal nicht mehr dazu. Ich schwang nicht mehr im Rhythmus.

S. 32

Da Anna trotzdem zurück zu ihrem Job nach Hamburg muss, macht sie sich auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit und trifft auf Harm. Er hat eine besondere Aufgabe vor sich: Er liefert Bienenköniginnen in Gedenken an seinen Bruder aus. Für ihn ist dies eine letzte Reise, um sich von seinem Bruder zu verabschieden. Als Anna dann seine neue Reisebegleitung wird, wirbelt sie all seine Pläne durcheinander, doch Harm ist Annas Charme schnell erlegen, sodass sich beide gemeinsam auf die Rückfahrt nach Deutschland machen und dabei nicht nur die Schönheit Südfrankreichs für sich entdecken.

Meine Meinung

Die Zutaten für einen Frühlingsroman, der einen weit träumen lässt, hat Katja Keweritsch mit ihrem Roman „die wundersame Reise der Bienen“ perfekt gewählt. Man nehme eine wunderschöne Region, die Keweritsch so detailliert und sinnlich beschreibt, dass ich nicht nur den Duft der Lavendelfelder förmlich riechen konnte, sondern die Reise der Protagonisten mit Google Maps sehnsuchtsvoll begleitet habe.

Die Sonne wärmte sie orangerot. Ein warmer Duft nach Erde, Baguettes und Pinien wehte um die Ecke. Frieden durchströmte mich. Eine tiefe Verbundenheit mit dem Hier und Jetzt. Zum ersten Mal verdammte ich die Panik nicht. Sie hatte mich hierhergeführt.

S. 113

Dazu kommen zwei Protagonisten, die mir sofort ans Herz gewachsen sind. Harm wirkt im ersten Moment manchmal etwas schroff, aber sobald man ihn und seine Geschichte näher kennenlernt, ist sein Verhalten total verständlich. Anna ist mir von Anfang an sehr sympathisch gewesen und ihre Geschichte hat mich stark berührt. Keweritsch ist es gelungen, eine Krankheit, die mittlerweile mitten in der Gesellschaft angekommen ist, feinfühlig zu beschreiben und dabei auch aufzuzeigen, welche Auswirkungen Panikattacken auf das Leben eines Betroffenen / einer Betroffenen haben. Aber ihr ist es auch gelungen, nicht nur die dunkle Seite der Panik aufzuzeigen, sondern auch die Chance, die sie mit sich bringt:

Die Angst hatte mich an die Hand genommen, hochgehoben, sodass ich über den Tellerrand schauen konnte. Es gab Probleme (…), die ich nicht einfach verdrängen konnte. Zumindest nicht, ohne erneut eine Panikattacke zu riskieren. Mein Körper sprach mit mir. Er versuchte, mir etwas mitzuteilen. Vielleicht sollte ich anfangen zuzuhören.“

S. 276

Zum Schluss gebe man zu der atemberaubenden Szenerie und den gefühlvoll beschriebenen Protagonisten noch die Bienen hinzu, die der Reise nicht nur seitens Harm einen Grund geben, sondern den Leser / die Leserin zudem auch mit vielen liebevoll verpackten Fakten rund um diese erstaunlichen Tiere, fesseln.

Fazit

Ein Wohlfühlroman, der mit seiner Tiefe besticht und die Schönheit Südfrankreichs mit der Schönheit des Lebens verknüpft.

  • Werbung durch Rezensionsexemplar: Für diesen Blogbeitrag habe ich ein Rezensionsexemplar vom Heyne / Diana Verlag gestellt bekommen. Meine Meinung ist davon nicht beeinflusst.

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.

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