Stell dir vor, dass ich dich liebe – Jennifer Niven
Ein korpulentes Mädchen und ein Junge, der gesichtsblind ist. Die Ausgangslage einer Geschichte, die tief berührt.
Manchmal gibt es Bücher, die bei mir kurzzeitig auf den Haufen der verstoßenen Bücher kommen. Unbewusst, zumindest zum Teil. Ich kaufe mir diese Bücher, weil mich der Klappentext bewegt, inspiriert oder einfach zum Lesen einlädt. Dann passiert irgendetwas mit mir und dem Buch und irgendwie rutscht es auf meinem Bücherstapel immer weiter nach unten. Dies geschah auch mit dem Erstling von Jennifer Niven. Und soll ich euch etwas sagen? Es war völlig zu unrecht.
Jack hat Prosopagnosie. Er kann sich keine Gesichter merken und hat immer wieder das Gefühl, Fremden gegenüberzustehen. Ein hartes Los, das er aber mit Coolness zum Überspielen versucht. Dann trifft er auf Libby. Libby konnte einige Jahre nicht zu Schule gehen, weil sie gemobbt wurde. Sie wurde dicker und dicker und musste schlussendlich aus ihrem Haus mittels eines Krans geborgen werden. Nun ist sie aber wieder da und trifft unerwartet in Jacks Leben.
Für Jack ist es „wie jeden Tag auf einem Kostümball zu sein, und du bist der Einzige ohne Kostüm, und trotzdem sollst du wissen, wer die anderen sind.“ Libby hingegen akzeptiert sich und ihren Körper immer mehr und erkennt „dass nur kleine Menschen – innerlich klein – nicht wollen, dass du groß bist.“ Libby zeigt, wer sie wirklich ist und hat auch keine Probleme damit anzuecken, auch wenn ihr Zettel, die sie in ihrem Spind findet. mit der Aufschrift „du bist nicht erwünscht“ schon etwas zusetzen. Beide gehen ihre Wege und auf einmal ist da etwas, was beide vorher nicht kannten.
Es entwickelt sich etwas zwischen den beiden, was völlig neu, völlig anders ist: „Und jetzt ist mein Herz auf Erden nirgends mehr auffindbar. Ich sehe, wie es den Mond und die Sterne umrundet und in eine andere Galaxie zischt.“ Und während Jack noch mit seinem eigenen Schicksal hadert, unterstützt er Libby darin, sich für sich selbst einzusetzen: „Libby Strout, du verdienst es, gesehen zu werden!“Libby wiederum ermuntert Jack, sich endlich seinen Problemen zu stellen: „Das ganze Lächeln und Täuschen und Vorgeben, so zu sein, wie die Leute dich haben wollen. Das ist es, was dich isoliert. Das ist es, was dich kaputtmacht. Du musst endlich versuchen, ein echter Mensch zu sein.“
Fazit: Eine Geschichte, die das Leben geschrieben haben könnte und die Erkenntnis einer Jugendlichen, die niemals an Aktualität verliert: Jeder ist erwünscht.