Und jetzt lass uns tanzen – Karine Lambert
Marcel und Marguerite verlieren beide ihre Lebenspartner und fast ihren Lebensmut, doch dann kommt die Liebe ein zweites Mal.
Meistens lese ich Romane, in denen die Protagonistin circa mein Alter hat. Bei „Und jetzt lass uns tanzen“ war das komplett anders, aber von Anfang an war ich sehr angetan vom Klappentext, auf dem die Frage gestellt wird, ob die beiden Protagonisten Marcel und Marguerite es noch einmal wagen, zu lieben. Bevor ich aber den Klappentext überhaupt gelesen habe, hatte ich mich in das Cover und den Titel bereits verliebt. Ich fand es sehr passend die älteren Protagonisten auf einem Seil über zwei Häusern laufen zu lassen, denn schließlich geht es genau darum im Roman: Wagt man diesen Balanceakt, diesen Sprung ins Ungewissen, oder bleibt man beim Altbekannten und lässt sich trotz fortschreitenden Alters auf kein neues Experiment ein. So viel sei verraten: Marcel und Marguerite wagen den Sprung.
Die Geschichte
Der Roman beginnt mit einer Beerdigung. Marguerite muss ihren geliebten Ehemann zu Grabe tragen und ist erschüttert von den Ereignissen: „Ich bin achtundsiebzig Jahre alt, was soll ich jetzt bloß mit mir anfangen?“ (Seite 15). Sie fühlt sich vollkommen verunsichert und ist sich nicht sicher, wie sie das Leben ohne ihren Mann, Henri, leben soll: „Was, wenn die Sicherung herausspringt? Wenn sie das Marmeladenglas nicht aufmachen kann? Wenn sie im Bad ausrutscht?“ (Seite 27).
Aber nicht nur Marguerite trauert, sondern auch Marcel. Er hat seine Frau Nora ebenfalls verloren und leidet unter der Einsamkeit: „Allein vegetiert er nur noch dahin. Er braucht seine zweite Hälfte, die ihm ein Zuhause gibt.“ (Seite 61). Doch dann passiert etwas, womit beide nicht mehr gerechnet haben. In einer Kur lernen sie einander kennen und beide spüren, dass da mehr ist. Auf einmal sind da wieder Gefühle, die sie beide schon lange nicht mehr kannten. Aufregung, Nervosität, Unsicherheit. Doch am Ende sind beide bereit, das neue Wagnis einzugehen, doch da haben sie nicht mit Frédéric, Marguerites Sohn gerechnet.
Meine Meinung
Der Einstieg in dem Roman wirkte im ersten Moment hart. Eine Beerdigung zum Einstieg? Umso mehr man von dem Buch liest, umso schlüssiger erscheint gerade dieser vermeintlich harte Einstieg. Man versteht die Trauer und Hoffnungslosigkeit, die die beiden Protagonisten fühlen. Es zerreißt einem das Herz, wie sehr die beiden leiden und umso schöner ist es dann zu merken, wie der Keim der Liebe die beiden wieder aufleben lässt. Wie beschreibt Marguerite es, als ihr Sohn ihr aufgrund ihres verliebten Verhaltens einen Arztbesuch verordnet? „Ich brauche keinen Arzt. Ich muss wie Gene Kelly im Regen tanzen.“ (Seite 125). Und gemeinsam wagen es die beiden noch mal. Sie tanzen, lassen sich fallen und geben sich dem Wunder der Liebe hin. Einfühlsam und authentisch beschreibt Lambert die Annäherung der beiden, die Ängste, aber auch das Glück, das beide empfinden.
Fazit:
Ein Buch, bei dessen letzte Seite man ein Lächeln auf den Lippen hat und es mit einem warmen Gefühl ums Herz herum schließt.
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