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Ein Wochenende ohne Smartphone

Ich und mein Smartphone. Mein Smartphone und ich. Das war einmal. Zumindest für ein Wochenende.

Letztes Wochenende ist mir etwas passiert, was mir sonst noch nie passiert ist. Mein Smartphone war weg. Also zumindest vorübergehend. Es war eine interessante Erfahrung, die mich doch einiges gelehrt hat, aber lest einfach selbst:

Der Moment, in dem ich es realisierte, war auf dem Parkplatz bei Lidl (versteckte Werbung). Im ersten Moment überlegte ich, ob es mir gestohlen wurde.  Kurzzeitige Erschütterung und dann die Erkenntnis: Ich muss es im Büro liegen gelassen haben. Waaaaarum?

Um sicher zu gehen, habe ich dann aber doch noch im Büro angerufen. Natürlich von zu Hause aus mit dem Festnetztelefon (das ist das Gerät, was meist fest an einer Stelle in der Wohnung liegt und zu piepen anfängt, wenn es über eine lange Zeit nicht auf der Ladestation war). Dann die Entwarnung:Es liegt wohlbehalten im Büro: Juchu, und gleichzeitig – scheiße!

Die Circa-Zeit-Verabredungen

Ich war am Freitagnachmittag zu einer Circa-Zeit verabredet. Wie sollte ich zu einer Circa-Zeit ohne WhatsApp wissen, wann die tatsächliche Zeit ist? Ich musste mir die Telefonnummer der Person besorgen, mit der ich verabredet war, um ihr Bescheid zu geben, dass ich keine Circa-Zeit brauchte, sondern eine tatsächliche Zeit, da ich Handylos war.

Nachdem ich den Anruf erledigt hatte, saß ich auf dem Sofa und griff automatisch nach rechts. Da wo jetzt nichts mehr lag, sonst aber mein Handy. Der Mensch ist schon ein Gewohnheitstier.

Beim anschließenden Gang über den Weihnachtsmarkt wollte ich gerne Fotos machen, aber dann fiel mir wieder ein, dass das nicht geht. Und wie spät war es noch mal? Ich wollte mal eben auf mein Smartphone schauen – aber das ging natürlich nicht. Gewohnheitstier halt.

Freitagabend: Ich musste den Wecker am Handy stellen – ach mist, ging auch nicht. Dann musste eben der klassische Wecker herhalten.

Samstagmorgen, erwarteten wir Besuch zum Frühstücken und das Smartphone beziehungsweise das nicht vorhandene Smartphone war total in Vergessenheit geraten.

5 Stunden später. Die Nichte war noch 2 Stunden zum Spielen geblieben und ich war in keiner Sekunde abgelenkt durch mein Smartphone, sondern habe 1 1/2h durchgängig mit ihr geknetet. Und ich habe noch nicht mal ein Handy geknetet, sondern nur Waffeln und Toasts. Zwischendurch habe ich mal kurz an mein Handy gedacht, als die anderen ihres auch mal in der Hand hatten, aber richtig gefehlt hat es mir ehrlich gesagt nicht.

15 Uhr am Samstag: Ich war jetzt ganze 24 Stunden ohne mein Handy. Soviel hatte sich eigentlich dadurch nicht geändert. Facebook habe ich auch am Laptop, meine Mails kann ich auch abrufen. WhatsApp und Instagram müssen pausieren. Trotzdem freute ich mich ja schon irgendwie am Montag meine WhatsApp und Insta-Nachrichten lesen zu können. Ich kleiner Süchtling.

Sonntagmorgen. Ich öffnete die Augen und wusste, dass mein Handy nicht neben mir auf dem Nachttisch liegt. Also griff ich stattdessen, wie schon am Abend zuvor, zu meinem Buch und las einfach noch eine halbe Stunde gemütlich, bevor es ans Frühstücken ging. Der Sonntag war dann geprägt von einem Puzzle (meine absolute Empfehlung für dieses Jahreszeit, Leute, puzzelt wieder) und Vielem nichts tun.

Der Montagmorgen – das Wiedersehen

Als ich mein Smartphone am Montag wieder in der Hand hatte, erwarteten mich 115 WhatsApp-Nachrichten. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht neugierig war. Ob ich an dem Wochenende irgendetwas verpasst habe? Nein, definitiv nicht. Ob ich es bewusst noch mal machen werde? Warum nicht, aber dann die verschärfte Variante mit Laptop-Verbot. Und einem neuen Puzzle. Und vielen schönen Stunden mit den Liebsten, denn das ist doch irgendwie das Wichtigste, für das wir dann doch kein Smartphone brauchen.

*Foto: Rawpixel / Unsplash.com

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.