„21 Lovesongs“ – Schlosstheater Moers
Die Zeit im Lockdown zu Hause wird immer länger und die Sehnsucht nach Kultur immer mehr. Mit „21 Lovesongs“ bringt das Schlosstheater Moers nicht nur ein Stück Kultur zu den Zuschauern nach Hause, sondern füllt ihr Herz mit ganz viel Wärme!
Für Innovationen und den Mut, neue Wege zu denken und auch zu gehen, ist das in Moers ansässige Schlosstheater Moers unlängst bekannt. Nicht erst zu Zeiten der Pandemie experimentiert das Team rund um den Intendanten Ulrich Greb mit immer wieder neuen Formen der Schauspielkunst.
Story
Fünf Figuren befinden sich getrennt und isoliert voneinander in einzelnen, kapselartigen Räumen. Getrennt durch Plastikwände, die einen Blick in die anderen Räume zwar gewähren, aber eben doch auch als Trennung zwischen den Figuren stehen. Die Figuren reagieren mithilfe verschiedenster Musiktitel aus 200 Jahren Musikgeschichte auf die auferlegte Trennung und Distanz zueinander. Jede Figur anders. Jede Figur individuell.
Musik
Die Musik steht im Fokus dieses Stückes, ist sie doch eine Antwort auf die Distanz zwischen den Figuren. Mit Liedern wie zum Beispiel „Das Lied von der Wirklichkeit“ von Georg Kreisler, „Home is where it hurts“ von Camille oder „Boulevard of broken dreams“ von Greenday reagieren die Figuren mit Unterstützung der beiden Musiker, Jan und Jens Lammert, auf die Isolation und den Ist-Zustand. Die musikalische Auswahl spiegelt nicht nur die Bandbreite von 200 Jahren Musikgeschichte wieder, sondern unterstützt auch hervorragend den unterschiedlichen Umgang der einzelnen Figuren mit der Isolation.
Darsteller
Patrick Dollas
„Träume verwehen
Rio Reiser „Träume“
Wenn sie nicht wissen, wo sie schlafen sollen
Und bevor der Tag kommt
Ziehen sie mit dem Wind davon“.
Die von Dollas verkörperte Figur besticht nicht nur mit lauten, sondern auch mit leisen, nachdenklichen Tönen. Neben „Träume“ von Rio Reiser sticht vor allem auch „Smile“ von Charlie Chaplin in einer funky Version hervor. Eine Version, die mir nicht nur ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, sondern noch lange in meinem Kopf hängenbleibt.
Matthias Heße
Matthias Heße strampelt sich ab. Nicht etwa, weil Heße dem Stück schauspielerisch und gesanglich nicht gewachsen ist, keineswegs, sondern weil er auf einem Indoor Bike sitzt. War da nicht letztes Jahr auch etwas mit einem Indoor Bike? Erinnerungen ans moers festival kommen hoch. Wahrlich keine schlechte Verbindung, wenn es um Musik geht. Heßes Figur stellt Fragen zur Isolation, zur Trennung, ist aber doch deswegen keinesfalls ein Nazi, oder? Nachdenkliche Töne schlägt er gekonnt mit Heinz Rudolf Kunzes Lied „Zukunft“ an.
Emily Klinge
Musikalisch ist Emily Klinge meine Neuentdeckung im Ensemble des Schlosstheater Moers. Schon bei der Matinee zeigte Emily Klinge mit dem Lied „Crazy“ in der Version von Gnarls Barkley, dass sie nicht nur schauspielern kann, sondern auch grandios singen. Ebenfalls ein Highlight ist das Duett „Don’t call me lover“ von Sting & Melody Gardot mit Schauspielkollege Patrick Dollas. Ein Hörgenuss von der ersten bis zur letzten Minute!
Roman Mucha
Was ist eigentlich Wirklichkeit? Diese Frage stellt sich Muchas Figur mit dem Lied „Das Lied von der Wirklichkeit“ von Georg Kreisler auf perfekte Art und Weise. Sein Schauspiel überzeugt auch im neuen Stück „21 Lovesongs“ bis ins letzte Detail. Ein Schauspieler, dessen Spiel sich in jeder Faser seines Körpers widerspiegelt. Zur absoluten Freude der Zuschauenden.
Elisa Reining
Auf – zumindest gedankliche – Reise nimmt Elisa Reining mit dem Lied „Paris“ von Hans Unstern den Zuschauer mit. Fast schon sehnsüchtig hört man der Schauspielerin zu, wenn sie von der Stadt der Liebe singt. Das liegt nicht nur an der Sehnsucht, wieder in in die Ferne reisen zu können, sondern auch an der Wehmut, die man in Reinings Stimme hört.
Fazit
Wer erwartet, dass hinter 21 Lovesongs vom Schlosstheater Moers Liebeslieder á la „I will always love you“ oder „I got you babe“ stecken, der irrt. Dennoch ist der Titel passend, zeigen die Lieder doch eine Liebe zum Umgang mit der Situation, in der die Figuren sich befinden: mal verzweifelt, mal gelassen, mal aggressiv. In jedem Fall aber immer mit einer starken Message, die die Zeit der herrschenden Isolation für die Zuschauenden bereichert. Ein wunderschöner Zeitvertreib, der auch zu Hause per Stream ausgezeichnet funktioniert!
Nächste Termine
27. Februar 2021, 19.30 Uhr
7. März 2021, 18 Uhr
13. März 2021, 19.30 Uhr
21 März, 18 Uhr
27. März, 19.30 Uhr
Tickets, sowie den Stream gibt es unter dringeblieben!
Titelfoto: Jakob Studnar