Heidesommerträume – Silvia Konnerth
Eine Autorin, die eine Schreibblockade hat, entdeckt nicht nur ihre wahre Heimat, sondern auch ihren wahren Gefühle zu ihrer Familie – und einem Mann.
Seit dem ich vor 3 Jahren Wahnsinn, ist das wirklich schon sooo langer her?) den Roman „Törtchen zum Verlieben“ von Silvia Konnerth für mich entdeckt habe, warte ich jedes Jahr voller Vorfreude auf den neusten Roman der Autorin. Dieses Mal ging es gemeinsam mit der Protagonistin Carolin, die Autorin ist, in die Lüneburger Heide – eine Gegend, in der ich selber bisher noch nicht war. So viel vorweg: Nicht nur die Reiselust hat mich gepackt, sondern auch der Roman!
Die Geschichte
Carolin ist Bestseller-Autorin und sitzt an ihrem neuen Roman, doch irgendwie kommt sie nicht voran. Sie hat das, was man klassischerweise eine Schreibblockade nennt. Um auf neue Ideen zu kommen (und auch Abstand zu ihrem Ex-Freund Lars, der sie mit einem Post-it abgespeist hat, zu bekommen) reist sie ins Hotel ihrer Schwester in die Lüneburger Heide.
Dort lernt sie direkt am Anfang einen jungen Mann namens Till kennen. Und irgendwie verstehen sich Carolin und Till merklich gut:
„Sie sind die erste Frau, die ich dazu einlade, ein Schwein zu besuchen. Hätte nie gedacht, dass mir das mal passiert“.“
S. 148
Ganz klar, die Chemie zwischen den beiden stimmt. Und doch sind da auf beiden Seiten Geheimnisse, die unausgesprochen sind und für Misstrauen sorgen. Erst weniger, dann mehr. Und als dann auch noch Carolins Schwester Lola mir nichts dir nichts verschwindet und Carolin mit dem überforderten Mann ihrer Schwester, dem Hotel und ihrem Roman, den sie eigentlich weiter schreiben wollte, allein ist, ist das Chaos fast perfekt.
Am Ende erkennt Carolin aber, dass zurückgehen nicht immer falsch sein muss:
„Mutig geworden, machte sie einen Schritt nach vorn. Oder, je nach Perspektive, zurück. Nur, weil an in die Richtung ging, aus der man gekommen war, hieß es noch lange nicht, dass dies nicht auch eine Möglichkeit war, ans Ziel zu gelangen.“
S. 80
Meine Meinung
Carolin hat von Anfang an ein Stein bei mir im Brett. Ich mag nicht nur, dass sie Autorin ist, sondern auch ihre Vorliebe für Lakritz.
„Eilig schob sich Carolin ein Lakritzbonbon in den Mund. „Das finde ich …nett“, antwortete die Lektorin (…). Carolin schluckte mehrmals kräftig, wobei ihr das Bonbon beinahe in den Rachen gerutscht wäre. Nett? Nett war fast noch schlimmer als schön.
S. 10
Für mich ist die Protagonistin eine Figur, die viel Potenzial zur Identifikation bietet, weil sie sehr nahbar und authentisch wirkt. Und Menschen, die Lakritz mögen, sind mir per se sympathisch. Aber auch die Idee, Carolin zurück zu ihrer Schwester und damit auch zu alten Gespenstern, kehren zu lassen, finde ich gelungen.
Besonders gefallen hat mir auch den Witz, den Silvia Konnerth mit in den Roman hat einfließen lassen. Ich meine, ein Schwein, das den Namen Schnitzel trägt, hat doch etwas für sich! Und auch Carolins beste Freundin Moni, bringt mich immer wieder zum Lachen. Kostprobe gefällig?
„Pass auf dich auf, jetzt kommt’s. Ich habe etwas gelernt. Zuhören. Seitdem du da oben bist, bist du echt far away from brain. Askla?„
„Hä?“
„Da staunst du, was? Ich weiß, ich bin der totale Knoop, aber ich habe mir den Jugendsprache-Duden zugelegt, damit ich endlich wieder mit Kati reden und sie vor allem auch verstehen kann.“
„Ich verstehe allerdings kein Wort mehr.“
„Ach komm, chill die Base, Digga.“
S. 250
Klasse, diese Frau, die versucht, mit ihrer jugendlichen Tochter sprachlich Schritt zu halten und nicht nur einmal ertappe ich mich dabei, wie ich Schmunzeln muss. Askla?
Fazit
Wieder einmal ein Roman der Autorin Silvia Konnerth, in den ich binnen einiger Seiten eingestiegen bin und der mich zum Schmunzeln und fort träumen bringt. Wer in diesen Zeiten einfach mal einen Gute-Laune-Roman fernab von allen Nachrichten dieser Tage benötigt, den lege ich diesen Roman wärmstens ans Herz.
- Werbung durch Rezensionsexemplar: Für diesen Blogbeitrag habe ich ein Rezensionsexemplar gestellt bekommen. Meine Meinung ist davon nicht beeinflusst.