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Starlight Express

Menschen die mit Rollschuhen mit bis zu 60 Stundenkilometern in einer riesigen Halle umherfahren und dabei singen und tanzen, das ist Starlight Express.

Ich war zum ersten Mal im Starlight Express als ich zehn Jahre alt war. Als ich zum ersten Mal diese unglaublich fulminante, actionreiche und zugleich wunderschöne Show sah, war für mich klar, dass will ich später auch machen. Ganz so ist es zwar dann nicht gelaufen, aber die Liebe zu Musical – und insbesondere zu diesem einen ist geblieben. Klar also, dass ich mir auch die „neue“ Starlight Express Show angucken musste.

Bevor ihr weiterlest, wenn ihr noch nicht in der neuen Show wart, kommen hier einige Spoiler, also überlegt euch, ob ihr das wissen möchtet, oder nicht 😉

Es ist meines Erachtens nach, ein großer Unterschied, ob man die Show schon über Jahre verfolgt und gesehen hat, oder jetzt zum ersten Mal. Ich habe von vielen, die sie zum ersten Mal gesehen haben, gehört, dass sie sie fantastisch finden. Das kann ich vollkommen nachvollziehen – man kann Starlight Express mit KEINEM anderen Musical vergleichen. Es ist und bleibt einzigartig!

Dennoch erging es mir als langjähriger Starlight Express Fan, etwas anders, als den Neulingen. Ob ich im Vorfeld etwas skeptisch war und Bammel hatte? Auf jeden Fall! Ob es zum Teil anders gekommen ist als ich dachte? Definitiv!

Kommen wir aber nun zur Show. Direkt zu Anfang muss ich leider etwas meckern, denn eine Szene, die für mich ganz besonders ist, wurde weggelassen. Zu Beginn in der Ouvertüre fuhr Rusty bisher mit Pearl, Dinah, Buffy und Ashley über die Brücke. Dieser Moment hatte für mich etwas absolut Magisches und ich bedauere es sehr, dass das in der neuen Show nicht mehr vorkommt. Ebenso verwirrt war ich am Anfang, wo Pearl, der erste Klassewaggon, abgeblieben ist. Das „Control“ sich Pearl dann von seinem Taschengeld kauft, finde ich, nun ja, etwas befremdlich. Wo wir auch schon direkt bei Pearl an sich sind. Mit ihrem neuen Outfit und der Perücke kann ich leider nicht wirklich etwas anfangen. Ich verstehe, die Intention dahinter, aber finde die Umsetzung leider nicht gelungen.

Was mir hingegen supergut gefallen hat, ist der neue Song von Dinah, Pearl und den neuen Waggons Carrie und Belle. „Ich bin ich“ ist ein total superschönes Lied, sowohl von der Aussage als auch von der Melodie. Achtung absolute Ohrwurmgefahr! Ich summe jetzt, eine Woche später, immer noch die Melodie vor mich hin. Eine weitere Änderung, die mich positiv überrascht hat, ist die Änderung von Papa in Mama. Ich war am Anfang wirklich skeptisch, ob diese Änderung nötig ist, muss aber gestehen, dass ich mit der Änderung vollkommen zufrieden bin, was mit großer Sicherheit aber auch an der grandiosen Darstellerin der Mama, Reva Rice, liegt! Hervorragende Stimme und die inhaltliche Komponente der Rolle wurde beibehalten.

Ein Charakter, dessen Änderung mir jedoch weniger gefallen hat, ist Caboose. Sein neues Kostüm und Make-up erinnert mich irgendwie an eine Mischung aus Clown und schlechten Joker. Irgendwie ist die Rolle für mich nicht zum Positiven verändert und trauere wirklich dem alten „Caboose“ nach. Ebenso schade, wenn auch nicht ganz so schlimm, finde ich die Wiederumkehrung von den Hoppers in die Rockys. Ich fand damals die Änderung komisch, aber in all den Jahren sind mir die Hoppers sehr ans Herz gewachsen und ich fand, sie passten grandios ins Stück und Zeitgeschehen. Die Wiederauferstehung der Rockys hätte für mich nicht sein müssen.

Was mir wiederum sehr gut gefallen hat, ist die Rückkehr der Ursprungsversion von „Starlight Express“. Ich fand das Lied schon damals wunderschön, vor allem mit dem alten Text und freue mich, dass er wieder zurück ist. Magisch sind auch die vielen unzähligen neuen Lichter, die auch von der Hallendecke für ein riesen Lichtermeer sorgen.

Im zweiten Akt gibt es im Prinzip nur eine Sache, die für mich wirklich nicht gelungen ist und das ist Dinahs neues bzw. umgeändertes Lied „A.B.G.E.H.Ä.N.G.T“. Ich vermute, dass es hier einfach an der Übersetzung gehapert hat, aber wer das Wort buchstabiert, dem wird schnell auffallen, dass es schwierig ist, ein „Ä“ harmonisch und gut klingend zu buchstabieren, geschweige denn zu singen. Es ist mir absolut fraglich, warum nicht beim alten „G.E.K.U.P.P.E.L.T“ geblieben wurde. Natürlich ist das Wort älter, klar, aber in Bezug auf Züge trotzdem nach wie vor passend. Schade, das Lied hat für mich ganz viel verloren.

Ansonsten ist im zweiten Akt Vieles auch gleich geblieben, bis auf … die Starlight Sequenz. Was sich das Kreativteam da hat einfallen lassen, ist schon ziemlich cool und einzigartig. Was genau, verrate ich an dieser Stelle aber einfach mal nicht 😉

Mein Fazit: Starlight Express ist für mich nicht mehr ganz das, was es mal war. Ich habe aber sowieso noch Karten für dieses Jahr und deshalb bin ich sehr gespannt, wie mein zweites, erstes neues Mal wird.

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.