Wie aus „Bernd kauft ein Busticket“ Musik wird
Beatboxen. Eine Kunst, die immer beliebter geworden ist und mit der sich Grenzen überwinden lassen. Umso cooler, dass „DieBox“, die offene Jugendeinrichtung im Moerser Mattheck-Viertel ein Beatboxcafé für Kids von zehn bis 14 anbietet.
Ich fand es schon immer bemerkenswert, wenn Leute sich einfach irgendwo hingestellt haben und mit ihrer Stimme Geräusche erzeugt haben, aus denen letzten Endes eine Melodie entsteht. Aber genau verstanden, wie das eigentlich funktioniert, habe ich nicht. Das sollte sich an einem Dienstag im Februar, bei dem ich die neue Moerser Jugendeinrichtung „DieBox“ besucht habe, ändern. Insgesamt 15 Jungen haben sich für den Beatbox-Kurs angemeldet und werden von Carlos Howard, Beatboxprofi, unterrichtet. Wobei das Wort „unterrichten“ definitiv den falschen Beiklang hat. Carlos geht mit den Jungs wie mit Freunden um und zeigt den Nachwuchs-Beatboxern, worauf es beim Beatboxen ankommt. Zum vierten Mal treffen sich die Jungs mit dem Profi und ich kann nur staunen, als die Jungs mir zeigen, was sie schon gelernt haben. Verwundert schaue ich auf ein Papier auf dem Folgendes steht.
BTKT BTKT
BTKT TBKT
BTKT BBKT
Was genau machen die Jungs da eigentlich? Es muss mit dem zu tun haben, was auf diesem Blatt steht. Bei genauerem Hinhören wird mir klar, die Jungs sprechen genau die Reihenfolge der Konsonanten, wie sie auf dem Blatt stehen. Nur dass es sich unglaublich gut und rhythmisch anhört. Ich ertappe mich dabei, wie ich leise mitspreche, gebannt von der Rhythmik, die sich in der Gruppe entwickelt. Alle wollen mir vorführen, wie sie die Buchstabenfolge nacheinander beatboxen können und ich bin vollkommen gerührt und begeistert. Hier versammelt sind Kinder verschiedenster Nationen. Ein Junge ist erst seit Kurzem aus Aleppo nach Deutschland gekommen und ich bin verblüfft, wie gut der Kleine ist: „Beatboxen kann jeder und es ist in jeder Sprache der Welt gleich“, verrät Carlos. Zum besseren Merken gibt es auch Eselsbrücken wie „Bernd kauft ein Busticket“, bei dem die Konsonanten B,K,B und T laut betont werden. Carlos lehrt ihnen aber auch, dass Beatboxen vor allem auch Respekt fordert. Respekt vor den anderen und Respekt vor der Gruppe. Letzten Endes gehe es nämlich nicht darum alleine zu Beatboxen, sondern in de Gruppe. Und als die Gruppe dann gemeinsam loslegt, bleibt mir nur noch der Mund offen stehen vor lauter Begeisterung. Ich gebe zu, seitdem ich Zu Hause bin, murmele ich folgende Laute vor mich hin: „BTKT BTKT…“
Foto: Unsplash.com / Kane Reinholdtsen