Auf Tauchgang
Als Fisch bin ich eh sehr gerne im Wasser. Richtig untergetaucht bin ich allerdings noch nie. Bis jetzt.
Es ging nämlich im Rahmen einer Reportage im Tauchsportzentrum Niederrhein zum ersten Mal für mich unter Wasser. Ich muss gestehen, dass ich schon ein paar Schmetterlinge in meinem Bauch fühlte. Etwas Aufregung war also definitiv da. Aber zuerst stand eine Theorieeinheit an. Wir lernten, welche Handzeichen für uns unter Wasser relevant sind und was wir alles anziehen müssen. Um ehrlich zu sein, das ist eine ganze Menge.
Als wir uns in die Neopren-Anzüge quetschten, konnte ich noch nichts von der sagenumwobenen Leichtigkeit spüren. Eher im Gegenteil. Ich fühlte mich wie ein Elefant. Ich lief extrem schwerfällig zum Pool und kam mir ziemlich ungelenk vor. Gut, dass es den anderen scheinbar ähnlich ging. Ich war schon ziemlich skeptisch, wie ich mich mit dem Anzug und den zusätzlichen Gewichten schwerelos im Wasser – und vor allem unter Wasser – bewegen sollte. Etwas unsicher wurde ich auch, als mich mein Divemaster ermutigte, auf den Rand des Pools zu Klettern und mich dann ins Wasser plumpsen zu lassen. Egal, Augen zu und durch. Loslassen.
Kennt ihr diese Momente, in denen man jemanden, den man nicht kennt, sein Vertrauen schenken muss? Wie schwer fällt uns das oftmals. Einfach darauf Vertrauen, dass alles gut geht und der andere da ist und uns hält. Eigentlich ist das so einfach gesagt, aber in der Realität manchmal eben doch enorm schwierig.
Nach einem weiteren Blick nach hinten wagte ich mich ins Wasser. Oder besser gesagt, ich ließ mich ins Wasser plumpsen. Der Pool hatte glücklicherweise ein Podest auf der Höhe von einem Meter, sodass man zwar schon im Wasser ist, aber eben noch nicht untertauchen muss. Das probierten wir danach step by step. Wir knieten uns hin und gingen so unter Wasser. Wir mussten unser Mundstück einmal herausnehmen, suchen und wieder in den Mund nehmen. Alles Übungen, die im Notfall enorm hilfreich sein können. Irgendwann ging es dann aber doch Richtung Ende des Podestes und mein Herz begann, schneller zu schlagen. Der Pool war nur vier Meter tief, also nichts wirklich Spektakuläres und doch spürte ich die Aufregung und die Hemmung, mich vom Podest in die „Tiefe“ gleiten zu lassen. Mein Divemaster nahm also meine Hände und zog mich langsam, sodass ich irgendwann vom Podest herunterplumpste – um direkt wieder nach oben zu steigen. Gekonnt ließ der Profi Luft aus meinem Jacket und gab mir ein weiteres Gewicht und schon sank ich. Und konnte dabei weiteratmen und alles sehen.
Ich war total verblüfft, wie leicht es sich anfühlte, im Wasser quasi zu schweben und nicht nach einer Minute wieder nach oben zu müssen, um Luft zu holen. Ganz nach unten ging es für mich leider nicht, da meine Ohren nicht so ganz wollten und ich mit dem Druckausgleich etwas zu kämpfen hatte, aber alleine die Erfahrung, ohne jeglichen Zeit- und Atemdruck unter Wasser bleiben zu können, war einmalig. Allerdings weiß ich nicht, wie ich reagiert hätte, wenn wir im Meer gewesen wären und mir ein mittelgroßer Fisch entgegen geschwommen wäre. Da muss ich dann wohl doch noch mal an der Kommunikation mit meinen Wasserfreunden arbeiten 😉
Fotos: Heike Cervellera