Glückssterne – Claudia Winter
Im Spätsommer und ganz unverhofft habe ich mich in den Roman „Aprikosenküsse“ von Claudia Winter verliebt. Schockverliebt würde meine ehemalige Kommilitonin es nennen: Ich habe den Roman durch Zufall im Urlaub entdeckt, gekauft und war verknallt. Dass der Folgeroman deshalb auch direkt auf meinem Wunschzettel landete, war also vorbestimmt.
In Winters neuen Roman „Glückssterne“ geht es um die disziplinierte Josefine. Josefines Leben ist bereits bestens durchorganisiert und die Hochzeit mit ihrem Freund Justus beschlossene Sache. Zu dumm nur, dass Josefine für eben diese Hochzeit den Familientrauring benötigt, mit dem ihre Cousine Charly durchgebrannt ist. Nach Schottland. Kurzerhand findet sich Josefine also in einem Land wieder, mit die sie anfangs so gar nichts anzufangen weiß.
Nachdem Winter in ihrem Roman „Aprikosenküsse“ ein so authentisches Bild der Toskana vermittelt hat, war ich gespannt, ob ihr das auch mit Schottland gelingen würde. Eins sei vorweggenommen: Sie schafft es. Wollte ich nach „Aprikosenküsse“ noch am liebsten einen Urlaub in Italien buchen, zieht es mich jetzt nach „Glückssterne“ trotz ständigem Regenwetter nach Schottland. Dass das natürlich nicht nur mit dem Land zutun hat, dem die Autorin in ihrem Roman so viel Leben einhaucht, sondern auch den Figuren, die sich in dem Land bewegen, ist selbsterklärend. Mit Josefine hat der Leser am Anfang fast schon Mitleid. Die Frau mit dem durchgetakteten Lebensplan und der wenig leidenschaftlichen Beziehung scheint so gefangen in ihrem Hamsterrad, dass die List der Familie, die sie nach Schottland führt, wie eher eine Erlösung ist. Der Zweck heiligt hier in jedem Fall die Mittel. Vor allem, wenn aus dem Zweck eine so vielversprechende Beziehung entsteht, wie mit dem sympathischen Aidan, den Josefine in Schottland kennenlernt. Schnell lautet die Frage daher nicht mehr, ob Josefine Aidan verfällt, sondern nur noch, wann sie es sich eingesteht. Zusammen mit zwei witzigen, schrulligen Tanten geht Josefine auf eine Reise, von der sie geläutet zurückkehren wird. Dem Leser bleibt zuletzt nur die Frage, wohin die Autorin im nächsten Roman entführen wird und ob der Reiseplan damit weiteren Zuwachs bekommen wird.
Fazit: „Dabei dachte ich eigentlich, ich hätte alles erreicht. Mein Leben lag vor mir wie eine meiner mit akkuraten sechszackigen Sternen versehenen To-do-Listen (…)“. Doch manchmal geschehen die Dinge auch außerhalb von Listen. Und diese Erkenntnis tut gut.