Modelalltag: Behind the scenes
Wie läuft es bei einer Modenschau eigentlich genau hinter den Kulissen ab? Gibt es Zickenkriege und Gekreische? Ich bin dem Mal bei der Modenschau zum Rheinberger Stadtfest von Seconrella auf die Spur gegangen.
Dienstag, Tag der Anprobe: Ich weiß, dass es eine Modenschau zum Thema „Wilde 50er“ werden soll. Also bin ich auf Pünktchen und viel Farbe eingestellt, aber wie sooft kommt es manchmal anders und sowieso als man denkt. Als ich bei der lieben Ruth Braun, Moerser Modemacherin, eintreffe, sind bereits andere Models da und probieren Outfits an. Ruth hat schon genau im Kopf, zu wem was passt. Mir gibt sie ein korallenrotes Kleid. Total mein Ding und ich bin mir sicher, dass es auch super zu den 50ern passt. Tut es auch. Das Schnittmuster ist aus dem Jahr 1956, wie Ruth mir erzählt. Und meine Figur…nicht rundlich genug. Tatsächlich fällt das Kleid locker an mir herunter und bringt Ruth so auf eine Idee: „An dir sieht das Kleid total nach den 20er Jahren aus. Dann kriegst du noch das Kleid mit dem Glitzerketten und repräsentierst die 20er und 30er Jahre.“ Gesagt, getan. Warum auch nicht, schließlich habe ich ein heimliches Faible für die „Roaring Twenties“. Beide Kleider saßen und ich wurde beauftragt, Samstag um 11.30 Uhr vor Ort zu sein, da Bella, die Friseurin, eine Wasserwelle in meine Haare zaubern wollte.
Samstag, 11.30 Uhr, Tag der Modenschau: Es ist so weit. Also fast. In zweieinhalb Stunden. Gut Ding braucht Weile und eine Wasserwelle auch. Leider war ich so intelligent und habe meine Haare geföhnt. Für die Wasserwelle eher unpraktisch und einen Wasseranschluss hatten wir nicht. Kurzum musste etwas Mineralwasser herhalten, um die Haare zu benässen. Dann ging es los. Mit geschickten Griffen zauberte Bella mir eine Wasserwelle ins Haar, während nach und nach die anderen Models eintrafen. Es wurde gekichert, gelacht und die meiste Zeit einfach miteinander geredet. Zickenkrieg? Pah, nicht bei uns. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass alle Mädels so unglaublich unterschiedlich und einzigartig sind, dass man sie eh nicht vergleichen kann. Auf jeden Fall rennt die Zeit jetzt fast davon. Zwischendurch dürfen wir alle einmal eine Runde auf der Bühne Probe laufen. Die ersten klatschen, mir ist es etwas unangenehm. Wir machen doch nichts Besonderes und haben noch nicht mal unsere tollen Outfits an. Das ändert sich aber binnen kürzester Zeit. Alle ziehen ihre ersten Outfits an und stellen sich in eine Schlange. Und dann geht es auf einmal sehr schnell. Eine Person ist vor mir dran und dann ertönen schon folgende Klänge:
Wow. Da sind ganz schön viele Leute, ist mein erster Gedanke, als ich die Bühne betrete. Aber mein wunderschönes Kleid lässt mich strahlen und im Takt der Musik über die Bühne schweben. Was auch gar nicht so verkehrt ist, da mein Schuh kurzerhand mit einer Sicherheitsnadel befestigt werden musste, um geschlossen zu bleiben. Hoffentlich hält das, denke ich mir noch und vollführe einen kleinen Fußheber (oder wie nennt man das, wenn man den Fuß kokett hochzieht?). Es macht super Spaß und ich mag das Outfit total gerne.
Nachdem ich von der Bühne komme, geht alles ganz schnell. Ich habe nur drei Models vor mir, bis ich wieder auf der Bühne stehen muss. Mein Reißverschluss wird aufgemacht, Hände helfen mir vorsichtig aus meinem Kleid und wieder andere helfen mir beim erneuten Anziehen. Alles muss schnell gehen und dabei sind meine Schuhe zwei Nummern zu klein. Egal! Reinquetschen und schnell wieder Richtung Bühne. Es passt. Haarscharf, aber es passt. Als die Musik ertönt, bin ich wieder auf der Bühne. Dieses Mal in meinem roten Outfit und mit einem typischen Parasol.
Als ich wieder in den Backstage-Bereich komme, ist es für mich schon vorbei. So schnell und so viel Arbeit. Die anderen Models laufen alle noch, bis wir zum Schluss alle noch einmal gemeinsam auf die Bühne gehen und uns freuen. Über uns. Über Ruth. Über die tolle Modenschau. Und darüber, dass jeder von uns sein darf, wie er ist.