Willkommen im Kirmeswunderland
„Gewinne, Gewinne, Gewinne“ – „Noch eine Runde – noch eine Runde“. Wer kennt die Rufe nicht? Willkommen im Kirmeswunderland.
„Komm mit – komm mit mir ins Abenteuerland, der Eintritt kostet den Verstand.“ Diese Liedzeilen von Pur kommen mir irgendwie immer unweigerlich in den Sinn, wenn ein Freizeitpark- oder Kirmesbesuch ansteht. Versteht mich nicht falsch, ich mag es: das bunte Treiben, die Gerüche von Crêpe und die gefühlte Sorglosigkeit, die einem in der Zeit des Besuches umgibt. Aber alle, die meinen Blogbeitrag zum Thema „Segelfliegen“ gelesen haben wissen auch: Ich bin ein kleiner Angsthase. Aber auch Angsthasen verlieren kurzzeitig mal den Verstand …
So ging es auch in diesem Jahr wieder auf die Moerser Kirmes. Logisch, ist ja schließlich ein Heimspiel, und da ich die unterschiedlichen Geräusche – angefangen vom „Hau den Lukas“, bis hin zum „Woop-woop-noch eine Runde“, bis in meine gemütliche Innenstadtwohnung höre, ist es quasi eine Pflicht mindestens einmal, wenn nicht sogar mehrmals der Kirmes einen Besuch abzustatten. Irgendwie ist so eine Kirmes ja auch etwas Tolles. Der Geruch von Bratwurst-Crêpe-gebrannten Mandeln-Backfisch liegt über allem und dazu die irrsinnige Geräuschkulisse. Irrsinnig trifft es irgendwie. Irgendwie ist man auf der Kirmes immer in einem leichten Rauschzustand, sei es von dem vielen Zucker oder von den Fahrgeschäften. Denn obwohl mir jedes Mal kurz etwas mulmig ist, gehört eine Riesenradfahrt natürlich zum Pflichtprogramm. Bei tollem Wetter ist die Sicht auch wirklich toll, alleine dafür lohnt sich der kurze Herzkasper, wenn man an der höchsten Stelle mit der Gondel steht, definitiv.
Traditionell muss es für mich auch immer einen Crêpe geben. Mit Zimt und Zucker. Allerdings stand heute auch die Wilde Maus auf dem Programm, also musste der Crêpe warten. Man weiß ja nie. Die Warteschlange zeigte mir schon, dass vor allem viele kleine Kinder auf diese Achterbahn gehen, also wohl kaum ein Grund, Bammel zu haben. Oder? Und als es dann noch neben zwei solcher todesmutiger Kandidaten mit in die Fahrkabine ging, dachte ich mir nur: Schreien ist jetzt nicht. Der größere von beiden, geschätzte 10 Jahre alt, wies mich auch direkt daraufhin, dass ich mein Handy schnell wegpacken müsse. Er wusste, was uns erwartet. Als wir oben angekommen waren, ahnte ich es auch. Blitzschnell ging es nach rechts und links, immer gefühlt knapp über dem Abgrund. Glücklicherweise schrien die Kinder um die Wette, sodass mein Kreischen kaum auffiel. Als die Fahrt dann nach unten ging, nur um kurz darauf wieder nach oben und erneut nach untern zu fahren und ich gefühlt halb in der Luft hing, entschlüpfte mit ein „Alter Schwede“. Kennen die heutigen Kids den Ausdruck eigentlich noch? Keine Ahnung, eine Sekunde später schaute mich der todesmutige Junge an und sagte ebenfalls „Alter Schwede“. Am Ende der Fahrt beglückwünschten wir uns zum Überleben und ich bekam endlich meinen Crêpe.
Ob ich es wieder tun würde? Na, auf jeden Fall. Und spätestens Morgen muss noch ein leckeres Eis dran glauben. Oder vielleicht doch noch ein Crêpe? Oder ein Schokoerdbeerspieß? Oder …..