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Besinnliche Parkplatzsuche

Ich bin in die Innenstadt gezogen, ich bin darum selbst Schuld, dass ich schlecht einen Parkplatz finde.

Dass alles weiß ich im übrigen zu genüge, ich muss also nicht dauerhaft darauf aufmerksam gemacht werden. Dennoch bin ich froh, mich für ein Leben in der Innenstadt entschieden zu haben. Ich mag es, mal eben in das nächste Restaurant oder Café zu „fallen“. Aber das Parken als Innenstadtbewohner und ich, wir werden einfach keine Freunde mehr.

Dabei stand die diesjährige Weihnachtszeit unter einem wirklich guten Stern. Eigentlich steht uns nämlich nur ein kostenfreier Parkplatz zur Verfügung, auf dem sich aber zweimal die Woche ein Markt befindet und zudem der Run auf die Parkplätze extrem hoch ist. Bis auf einen Tag in der letzten Woche. Da waren die Schranken eines anderen städtischen Parkplatzes nämlich einfach oben. Juchee, 145 Parkplätze extra! Das war zumindest mein erster Gedanke, denn dann lernte ich die bittere Realität kennen.

Die neue Spezie: Parkplatzgrinchs

Menschen, spezieller gesagt Autofahrer, werden speziell in der Vorweihnachtszeit, zu richtigen Parkplatzgrinchs. Besinnlichkeit und Nächstenliebe? Pah, Fehlanzeige. Ich bin hier und ich sehe niemanden anderen, deswegen gehört der Parkplatz auch mir. Nicht selten saß ich mit offenem Augen hinter dem Steuer, weil mir eine Autofahrerin ganz dreist einen Parkplatz wegschnappte.

Freude darüber, dass man umsonst in absolutes Stadtnähe parken kann? Scheinbar Fehlanzeige. Toleranz und Offenheit den Mitparkern gegenüber? Naive Vorstellung meinerseits. Hier bei der Parkplatzsuche ist sich jede selbst der Nächste. Die Arme werden ausgestreckt und es würde mich nicht wundern, wenn es die ein oder andere Beule gab.

Nächstenliebe? Fehlanzeige!

Wohl bemerkt ist die Fluktuation auf dem Parkplatz relativ hoch, sodass man immer Mal wieder die Chance auf einen freien Parkplatz hat, aber die Meisten Parkplatzgrinchs interessiert das nicht, denn dann müsste man selbst ja glatt fünf Minuten länger auf den Glühwein, das fehlende Geschenk etc. warten. Warum werden insbesondere zu einer Zeit, in der es um Nächstenliebe und Freude gehen sollte, viele Menschen zu solchen Grinchs?

Ich bin ehrlich etwas schockiert über die Erfahrung der letzten zwei Wochen und freue mich, dass ich jetzt Urlaub habe und nicht mehr so stark darauf angewiesen bin, nach der Arbeit mit schweren Einkaufstüte einen Parkplatz zu finden. Ansonsten bleibt mir wohl nur der Kauf einer Garage. Da stelle ich dann im nächsten Jahr zu Weihnachten ein Schild vor: „Parken für Parkplatzgrinchs verboten“.

Foto: Omer Rana / Unsplash.com

 

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.