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Kulinarische Getränketour am Niederrhein

Ein Käffchen kriegt man am Niederrhein überall, aber wie wäre es stattdessen mal mit einem leckeren sortenreinen Saft, einem niederrheinischen Malzbier oder einem alkoholfreien Appléritif?

Kuchen kriegt man bei einem Ausflug am Niederrhein ja wirklich an vielen ganz charmanten Orten, wie zum Beispiel in den zahlreichen Hofcafés. Aber wusstet ihr, dass es auch sehr leckere Getränke gibt, die sogar am Niederrhein hergestellt werden? Nein? Dann kommt mit mir auf eine kulinarische Getränketour am Niederrhein.

Obstkelterei van Nahmen

Den ersten Halt machen wir im schönen Hamminkeln. Hamminkeln liegt hinter Wesel (also natürlich je nachdem, von wo ihr kommt). Am Rande von Hamminkeln liegt die Obstkelterei van Nahmen. Vom Namen her kenne ich die leckeren Säfte schon länger, von daher war ich sehr gespannt darauf, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und zu erfahren, wie die leckeren Säfte entstehen.

Die Geschichte von van Nahmen beginnt 1917. Dort hat der Großvater nämlich angefangen, Rüben- und Apfelkraut herzustellen (für alle Nicht-Niederrheiner, ihr müsst unbedingt Rübenkraut vom Niederrhein probieren – ich liebe ihn). 1930 kam dann noch Apfelsaft dazu und heute gibt es sogar 25 unterschiedliche Säfte bei van Nahmen. Wem bei dieser Auswahl ganz schwindelig wird, dem sei die Saftverkostung ans Herz gelegt, die in Hamminkeln angeboten wird. Ich hatte ebenfalls das Glück, mehrere Säfte probieren zu dürfen.

Als totaler Apfelfan wurde mir von Peter van Nahmen als Erstes der Sortenreine Cox Orange angeboten und ich muss sagen, ich bin ein Fan! Schon nach dem ersten Schluck wird mir klar, dass hinter diesen Säften ein echtes Handwerk steckt: „Es kommt auf das richtige Verhältnis von natürlichem Fruchtzucker und Fruchtsäure an“, erklärt Peter van Nahmen. Für meine Zunge ist dieser Saft nahezu perfekt. Ein Klassiker ist auch die Rote Sternrenette. Bei diesem sortenreinen Saft schmeckt man die Säure etwas mehr und ich bin verblüfft, wie unterschiedlich Apfelsaft schmecken kann.

Als wir über das weite Gelände der Obstkelterei laufen, fällt direkt die „Apfel-Annahmestelle“ auf. Wer möchte, kann seine Äpfel nach Hamminkeln (oder an eine von insgesamt 15 Sammelstellen in ganz NRW bringen) und erhält dafür leckeren Saft. Aber nicht nur das. Zusammen mit dem Nabu baut die Obstkelterei auch neue Obstbäume an, um den Fortbestand zu garantieren. Gerade die Vielzahl der verschiedenen Apfelsorten am Niederrhein verblüfft mich. Wer kennt schon Sorten wie „Weißer Winterglockenapfel“ oder “ Purpurroter Cousinot“? Für mich klingen die verschiedenen Apfelsorten fast wie ein Gedicht – da macht der Verzehr doch gleich doppelt Freude, wenn man weiß, was man trinkt!

Dem ist nichts hinzuzufügen, oder?
Dem kann ich nur zustimmen!

Übrigens: Neben den zahlreichen leckeren Säften, gibt es bei van Nahmen seit 2015 auch alkoholfreie Frucht-Seccos. Wer also gerne etwas Saftiges mit etwas Prickelndem haben möchte, für den sind die Frucht-Seccos, die es derzeit in drei verschiedenen Sorten gibt, genau richtig. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem Frucht-Secco „Apfel-Quitte“? Zum Anstoßen oder einfach mal so zum Genießen, genau das Richtige und mein heimlicher Favorit unter den Frucht-Seccos. Wer jetzt richtig Durst bekommen hat, dem sei ein Besuch im hofeigenen Laden ans Herz gelegt – hier schlagen Saftherzen höher!

Niederrhein-Westfälische Braumanufaktur

Dass der Niederrhein über viele Obstwiesen verfügt und daraus Säfte gewonnen werden können, ist vielen bekannt. Dass es am Niederrhein aber auch eine super Anlaufstelle für alle Bierliebhaber gibt, wissen weniger Menschen. Um diese Anlaufstelle bleiben wir direkt in Hamminkeln und besuchen die Niederrhein-Westfälische Braumanufaktur.

„Wer am Niederrhein ein Malzbier bestellt, bekommt zu 50 Prozent ein Feldschlösschen“, erklärt Wilhelm Kloppert von der Niederrhein-Westfälischen Braumanufaktur lachend. Mit Bier kennt er sich aus. Aber nicht nur damit, denn in Hamminkeln werden auch die leckeren frux-Getränke hergestellt: „Früher bekam man, wenn man eine Limo bestellt hat, immer die Braumeisterlimonade“, so Kloppert. Diesen Hype hat die Braumanufaktur vor einigen Jahren wieder aufleben lassen und das beliebte Produkt wieder hergestellt. Das Besondere: das Gerstenmalz in der Limonade. Komplett alkoholfrei und eine prima Erfrischung an heißen Tagen.

Apropos heiße Tage und Erfrischungen – genau für solche Tage steht bei der Hamminkelner Braumanufaktur auch ein Bierautomat draußen, damit Radler und Spaziergänger sich selbstständig ein kühles Getränk gönnen können. Wer aber nicht nur ein Bier möchte, sondern einen Blick in den kleinen eigenen Laden wirft, wird schnell feststellen, dass man mit Malz noch viel mehr machen kann, als nur Bier. Im Angebot gibt es zum Beispiel einen herrlich herzhaften Malzbier-Käse. Wer einen Old Amsterdam mag, wird diesen Käse definitiv lieben. Oder wie wäre es mal mit einem Felschlösschen Malzbiergelee? Ich bin verblüfft, was man alles mit Malz herstellen kann – und wie gut es schmeckt!

Hand auf’s Herz, wer hat nicht schon mal davon geträumt, sein eigenes Bier herzustellen? Dieser Wunsch wird in der Niederrhein-Westfälischen Biermanufaktur Wirklichkeit. Das Team rund um Wilhelm Kloppert bietet nämlich auch Brauseminare an und – wie sollte es anders sein – natürlich auch Biertastings. Ihr wolltet schon immer mal ein Gurken- oder Ingwerbier probieren? Dann ist ein Biertasting definitiv genau das Richtige für euch.

Clostermann Organics

Gar nicht weit von Hamminkeln entfernt, in Bislich (gehört zu Wesel), wird es sehr ländlich. Kilometerweit sieht man nur grüne Wiesen – und Bäume. Bei genauerem Hinsehen bemerke ich, dass es sich um zahlreiche Apfel- und Rosenbäume handelt. Um genau zu sein, handelt es sich hierbei um den 20 Hektar großen Obstbaubetrieb der Familie Clostermann.

Wer in die Einfahrt der Obstplantage einbiegt, lässt all den Zeitdruck und die Hetze, die den Alltag oft bestimmen, an der Straßenecke. Schon beim Betreten des Hofes wird deutlich, dass die Clostermanns lieben, was sie tun: Alles geschieht hier in Einklang mit der Natur und so erklärt sich mit Sicherheit auch der leckere Geschmack der Produkte, aber der Reihe nach.

„Mein Vater war einer der ersten Bauern, die auf Bioqualität gesetzt haben“, erklärt Leslie Clostermann nicht ohne Stolz. Die Obstplantage der Clostermanns ist vom Demeter Verband anerkannt. Neben einem Bioapfelsaft sind die Clostermanns auch für ihren Appléritif bekannt, der 2005 eingeführt wurde. Hier kommen unter anderem die beiden großen Lieben der Clostermanns zusammen: die Liebe zu den Äpfeln und zu den Rosen. Ich probiere den Appléritif Apfel&Rose und bin begeistert: Die Mischung schmeckt hervorragend und da das Getränk alkoholfrei ist, muss ich mir noch nicht mal Gedanken machen, wie ich nach Hause kommen. Mein neues Lieblingsgetränk für den nächsten Sommer ist gefunden!

 

Wer Lust hat, sich auf dem 20 Hektar großen Grundstück Neuhollandshof umzusehen, ist herzlich eingeladen: „Gruppen – oder individuelle Führungen sind immer machbar“, erklärt Leslie Clostermann. Aber auch viele andere Veranstaltungen finden im Kulturforum – dem Herzstück des Hofes statt. Egal ob Yoga, private Feiern oder Tee-Zeremonien, das Kulturforum lädt mit seiner behaglichen Ausstrahlung zum Verweilen und Entspannen ein. Zweimal im Jahr geht es aber etwas größer zu, wie Leslie Clostermann verrät: „Unsere Highlights sind das Rosenfest im Juni und die Tour de Pomme (die Apfelernte) im September.“

Apfel gefällig?

Übrigens, erinnert ihr euch an meine Vorliebe für Apfel- und Rübenkraut? Bei Clostermanns gibt es ein eigenes Apfelkraut – natürlich auch nach Demeter-Qualität. Wenn ihr also ein Stückchen Niederrhein haben wollt, solltet ihr einfach den Hofladen besuchen, oder im Einzelhandel die Augen offen halten. Das zusammen mit einem leckeren Appléritif kann ich euch nur ans Herz legen. Wie sagte Leslie Clostermann zum Abschluss? „Das Heimatherz des Niederrheiners springt beim Apfel gleich höher“. Ihr seht, meine Apfelvorliebe in jeglichen Variationen liegt mir also quasi im Blut 🙂

Ich hoffe, euch hat diese kleine kulinarische Getränketour am Niederrhein gefallen. Wenn ihr für mich Tipps habt, was ich noch ausprobieren könnte, dann schreibt mir doch gerne über Facebook oder Instagram.

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.