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Nostalgiezauber auf der Neustraße in Moers.

Nostalgiezauber

Glanzbilder, eine gemischte Tüte von der Bude oder Seifenblasen. Wer kennt sie nicht, die Erinnerungen, an eine längst vergangene Zeit?

Neulich öffnete ich meine Haustür und war direkt in einer anderen Welt. Vor meiner Türe fand ein Straßenfest zum Thema „Nostalgie“ statt. Welch tolles Motto, um mal wieder in alte Zeiten abzutauchen. Wisst ihr noch, wie es damals war, als wir auf dem Schulhof Hinkelkästchen spielten? Oder wir von unseren Eltern 1 DM erhielten, um an der Bude eine gemischte Tüte zu holen? Für 10 Pfennig von der Nummer 14, für 10 Pfennig von der 3, für 5 Pfennig von der … Ewig konnte es so weitergehen und der Kunde nach uns verlor fast die Nerven. Was für eine Magie diese Trinkhallen auf uns ausübten. Zahlreiche Süßigkeiten gefüllt in kleine Gefäße. Wie ein Schlaraffenland. Ganz besonders toll waren aber auch das große Bussi Bär Wassereis, bei dem an der Seite ein Strohhalm drin war, mit dem man das restliche, gesüßte Wasser austrinken konnte, oder ein Kratzbecher. Gefühl ewig hatte man da etwas von, während man auf dem Klettergerüst auf dem Spielplatz saß.

Spielplätze. Das waren doch eh die tollsten Orte in unserer Kindheit. Orte, an denen Räuber und Gendarm gespielt, ein Wettspringen von der Schaukel gestartet oder Fangen gespielt wurde. Spielplätze waren die Pokémon-Areas der heutigen Zeit. Man hat sich auch gar nicht groß verabredet, man ist einfach raus zum „Spieli“ gegangen und irgendwelche Kinder waren immer da. Drinnen spielen gab es eigentlich nur bei schlechtem Wetter, oder wenn die neuste Barbiepuppe mal ausprobiert wurde. Ansonsten war man draußen. Und tauschte Glanzbilder oder malte mit Kreide auf der Straße. Da wurden dann gerne auch erste zarte Annäherungsversuche á la „Tim liebt Eva“ verewigt, die zum ersten Kuss führten. Ab und zu musste es natürlich auch der Klingelstreich sein. Genauestens wurde vorher überlegt, wer am Schnellsten wegrennen kann und gemeinsam in einem super Versteck dann herzhaft gelacht.

Na, wer erinnert sich noch an das Gefühl dieser Geldstücke in den Händen?

Manchmal erscheint es fast wie eine Art Zauberwelt, in der man mit Geldstücken, die heute ganz unwirklich in der Hand wirken, für 1 DM eine ganze Tüte voller verschiedener Süßigkeiten bekommen hat. Aber macht nicht das gerade die Nostalgie aus? Das Gefühl, alte Sachen wieder zu entdecken, die einst eine magische Wirkung auf uns hatten? Macht es nicht gerade deshalb so viel Spaß eine Runde auf dem Kettenkarussell zu drehen, weil wir uns geborgen in einem Gefühl von Erinnerungen, Nostalgie und einem Hauch Wehmut wiederfinden? Lässt es uns nicht genau deshalb entzückt aufschreien, wenn wir eine Bude entdecken und spontan eine gemischte Tüte kaufen? Erinnerungen, die uns in Nostalgie versetzen, sind Gold wert. Nicht, weil es oftmals vielleicht Dinge sind, die es heute gar nicht mehr gibt, denn sowohl Seifenblasen als auch Trinkhallen gibt es heute noch, aber wegen dem wohlig warmen Gefühl, die diese Momente in uns auslösen.

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.