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Impro, Baby!

Wie wird aus einem Zuschauer in Windeseile ein Musiker, der mit einem weltbekannten Musiker spielt? Die Lösung dieses Rätsels lag im sechsten Improvisationsworkshop.

Wie jedes Jahr luden Dirk Dijksma und Marcel Wald zum Theater spielen für behinderte – und nicht behinderte Theaterfreunde ins Studio des Schlosstheaters ein. 222 Minuten durften sich alle auf und neben der Bühne austoben und der Kreativität freien Lauf lassen. Den Anfang machte dieses Mal John-Dennis Renken, Improviser in Residence in Moers. Zusammen mit ihm wurden einige Zuschauer auf die Bühne gebeten, um ein fröhliches Frühlings-Intro zu spielen. Kurzerhand schnappte ich mir die Rassel und durfte die Bühne einmal mit einem hochkarätigen Jazzmusiker und sechs anderen Zuschauern teilen. Anfangs schauten sich alle noch etwas unsicher an, aber nach den ersten Tönen, die Renken auf der Trompete spielte, stimmten alle mit ihren Instrumenten ein und es erklang ein harmonisches Musikstück.

Genauso frei und vollkommen unvoreingenommen ging es danach mit verschiedenen Theaterszenen weiter, die sich Dijksma und Wald vorher ausgedacht und auf Zettel geschrieben hatten. Egal welches Alter, welcher Herkunft oder ob behindert oder nicht, alle konnten auf die Bühne gehen und sich ausprobieren. Bereits eine viertel Stunde nach Beginn der Veranstaltung war der kleine Raum proppenvoll. Nicht nur voll von Leuten, sondern auch voller guter Laune, denn die Szenen, die sich improvisiert auf der Bühne entwickelten, sorgten für gute Laune und die eine oder andere Lachträne. Theater kann Grenzen überwinden und baut Barrieren ab. Jeder kann mit jedem Spielen und mitunter entwickeln sich so wahre Schätzchen, die so wohl kaum im Alltag entstanden wären. Auf der Bühne wird nicht zwischen Menschen unterschieden, sondern der Spielpartner als solcher gesehen und akzeptiert. Die Komik, die in manchen Szenen entstanden ist, hätte in keinem Drehbuch der Welt stehen können. Welch ein Spaß und was ein tolles Projekt, von dem es gerne mehr geben könnte.

Foto: Heike Cervellera

Sarah Weber ist als Journalistin und Bloggerin am Niederrhein unterwegs. 2015 hat sie ihren 2-Fach-Master in Germanistik und Niederlandistik an der Universität Duisburg-Essen abgeschlossen und ist seitdem wieder in ihrer Heimatregion unterwegs. Neben dem Schreiben engagiert sich die Wahlmoerserin auch in der lokalen Kulturszene. Auf ihrem Blog entdeckt die Journalistin die Schönheiten ihrer Heimat und lässt ihre Leser an ihrem Leben teilhaben. Mal ernsthaft, mal amüsant, aber zu 100 Prozent immer authentisch und mit Freude an ihrer Passion - dem Schreiben.